MailPoet, WooCommerce, DSGVO und Schrems II

Der Artikel hier schreibt sich fast von alleine … Ein weiterer nach dem über die Google Fonts, die etwas Juristerei in sich tragen. Aber der Reihe nach. Was hat MailPoet mit WooCommerce und diese wiederum mit DSGVO und Schrems II zu tun. Und was ist das überhaupt?

Zuerst wer ist ist was: MailPoet, WooCommerce, DSGVO und Schrems II

MailPoet

MailPoet ist einer von vielen Newsletter Anbietern. So wie MailChimp, CleverReach, … und doch an einer Stelle ein kleines bisschen und entscheidend anders: MailPoet ist WordPress Plugin, welches die Newsletter Erstellung direkt in WordPress erlaubt und – mit Einschränkungen, dazu gleich mehr – auch direkt den Versand über den eigenen Server.

MailPoet und die DSGVO

Damit ist dann auch gleich der DSGVO Teil schon fast erschöpfend behandelt: Dadurch, das der Newsletterservice – Erstellung, Versand, Auswertung – komplett auf dem eigenen, selbst gehosteten Server unter WordPress läuft braucht es zwar nach wie vor das Einverständnis des Empfängers (Double-Opt In, widerrufbarer Consent, …) aber eben keinen darüberhinaus gehenden Auftragsverarbeitungsvertrag mit einer Dritten Partei. 1:0 für MailPoet an der Stelle!

Die Einschränkungen von MailPoet

Der eigene Server als Versandinstanz funktioniert eigentlich nur bis ca. 50 Empfänger und einem überschaubaren Newsletter Volumen von, sagen wir, 1x monatlich. Damit ist’s eine sehr perfekte Lösung für einen kleinen Verein, eine Schulklasse (oder deren Eltern) um immer wieder mal Neuigkeiten zu verbreiten. Der Hintergrund: steigt das Mailvolumen besteht die latente Gefahr das der aussendende Mailserver als Spammer in Verdacht gerät und entsprechend auf Filterlisten (auch Blacklists geheissen) landet. In der Folge ist jeglicher Mailversand von diesem Server gestört, nicht nur der Newsletter und – bei einem Shared Hosting – ggf. auch andere Domains, die über diesen Mailserver ausliefern. Kurz: man macht sich auch bei seinem Hoster nicht gerade beliebt.

Die Lösung aus dem Hause MailPoet

Spätestens wenn die einstmals überschaubare Empfängerliste anwächst, muss man sich also Gedanken um den Versand über andere Server machen. Es gibt dazu spezielle Server, deren ureigenste Aufgabe es ist sog. Bulk- oder Massenemails zu versenden. So lange die im EU Raum beheimatet sind – kein großes Problem. Auftragsverarbeitungsvertrag abgeschlossen, los geht’s. Und weil MailPoet vom Ursprung her ein zutiefst europäisches Produkt ist, bietet man bei MailPoet einen entsprechenden Server im Rahmen eines Premium-Plans für mehr als 1000 Empfänger gleich an.

Nur nebenbei: ab einer weiter steigenden Zahl von Empfängern und mit steigender Aussendefrequenz wird das Preismodell von MailPoet zunehmend unattraktiv. Aber auch dafür gibt es Lösungen, weil MailPoet es grundsätzlich erlaubt fast beliebige andere SMTP-Server einzubinden. Die großen, wirklich leistungsfähigen sitzen – man ahnt es – in den USA. Als Beispiel sei sendgrid, sendinblue oder sendblaster genannt. Die datenschutzfreundlichste Methode dürfte da noch Amazon SES (simple email service) sein, der sich über den SMPT-Endpoint auf Frankfurt und damit ins EU Gebiet konfigurieren lässt.

Die nächste Hürde: Schrems II

Schrems II ist die gängige Bezeichnung für das jüngst ergangene EUGH Urteil zum Privacy Shield Abkommen zwischen den USA und Europa. In Kurzform: das Ding funktioniert so nicht, weil die US Geheimdienste immer noch in den Daten rumschnüffeln dürfen und damit der „vergleichbare Datenschutzstandard“ nicht erfüllt ist. Das galt schon für das vorangegangene „Safe Harbour“ Abkommen und wie immer der Nachfolger, an dem gerade fleissig gebastelt wird heissen mag – im wird das gleiche Schicksal zu Teil werden.

Was der EUGH explizit zugelassen hat und wo sehr viele Dienste Anbieter in den USA sich nun drauf zurück ziehen, sind die sog. Standardvertragsklauseln. Die in der Praxis aber leider nun auch nicht wirklich funktionieren, weil nun statt einer zwischenstaatlichen Datenschutzprüfung und -zusage (die eben negativ ausfiel) nun die eigene Zuständigkeit gefragt ist. Und ehrlich: wer kann das, was Google, Apple, FaceBook, Microsoft, Amazon, … behaupten schon nachprüfen – sprich: wer kann das und macht das dann auch – und zu welchem Ergebnis mag man dann kommen? Das privat drauf geschaut NSA, CIA, FBI und weiss nicht wer doch nicht abschnorchelt (abschnorcheln darf)? Eben nicht.

Wo kommt nun WooCommerce bei MailPoet ins Spiel?

Zum einen im Rahmen von Integrationen, die es schon „immer“ gab. Wenn jemand bei mir im WooCommerce Shop was bestellt, würde ich eigentlich schon gerne sicherstellen, diesen Kunden auch gleich mit Neuigkeiten versorgen zu können. Entsprechend gibt es Plugins, die den „ich will den (MailPoet) Newsletter“ Haken gleich in den Checkout-Prozess von WooCommerce integrieren. Seit 7.12.2020 gibt es einen neuen Twist:

MailPoet von WooCommerce erworben. Was macht das mit DSGVO und Schrems II?

MailPoet wurde von WooCommerce übernommen und allen Beteuerungen zu Folge ändert sich (zunächst) erstmal nichts.

Das große Aber zu MailPoet, WooCommerce, DSGVO und ganz sicher Schrems II

WooCommerce und das dahinterstehende Automattic sind zu allererst US Unternehmen. Ja, für den Geltungsbereich von Europa gibt es auch irische Niederlassungen. Das entbehrt insoweit nicht einer gewissen Komik, das die Ansiedlung dort gewählt wurde, wo die nachweislich schlafmützigste und wurschtigste Datenschutzaufsichtsbehörde ihren Dienst versieht. Dagegen waren italienische Zöllner im 70er Jahre Bummelstreik regelrecht agil.

Aktuell ist alles im grünen Bereich. Eben genau so lange, wie „zunächst ändert sich nichts“ von MailPoet auch weiterhin gilt. Solange der Versandserver für diesen mittelgroßen Bedarf von größer 1000 bis „kriege-ich-woanders-billiger“ weiterhin in Europa bleibt ist alles gut. In dem Moment, wo aber US Ressourcen von WooCommerce oder Automattic ins Spiel kommen – was im Sinne von „Synergie“ zu befürchten steht – dann schlägt Schrems II mit voller Härte zu. Ab dem Moment wäre MailPoet faktisch oberhalb von dem kleinen Bedarf von 50 Empfängern in Europa nicht mehr (regelgerecht) zu gebrauchen.

Die Privacy Policy sowohl von WooCommerce als auch Automattic sind aktuell weder im Sinne von Schrems II befriedigend (s.o. unter Standardvertragsklauseln) noch decken sie den Fall des SMTP-Versands durch MailPoet im Moment hinreichend ab. Fatal, denn ich denke mal nicht, dass die Idee zum Kauf von MailPoet durch WooCommerce einen Tag vor dem Announcement erfolgte. Da hätte man etwas besser drauf vorbereitet sein können als nur auf die neue (alte) Privacy Policy von WooCommerce zu verweisen.

Fazit

In der aktuellen Situation bleibt für mich zurück:

  • MailPoet ist im kleinen Rahmen nach wie vor meine erste Wahl, wenn es um die Aussendung von Newlettern geht
  • Im mittleren Mengenbereich muss man sehr genau beobachten, was mit den Servern von MailPoet passiert
  • WooCommerce und Automattic müssen die unklaren Verhältnisse in Sachen Datenschutz angehen. Irische Adresse, Standardvertragsklauseln und eine „wir sind alle lieb“ Privacy Policy um die US Server zu verschleiern oder zu verharmlosen sind zu wenig.

Flugangst

Es gibt Neues aus Nairobi zu vermelden. Eigentlich Neues aus Deutschland, denn nach über einem Jahr geht es zurück aus der Wahlheimat. Ich sitze hier noch 2 Stunden am Flughafen rum, damit meine Freundin pünktlich vor dem Ende der Ausgangssperre wieder zu Hause ist und mir ist gar nicht wohl.

Nein, es ist nicht schon einsetzendes Heimweh und der Wunsch bald wieder zurück in Kenya zu sein. Oder besser: nicht nur. Seit ewigen Zeiten habe ich einfach nur Angst vor dem Flug.

Meine erste Flugreise liegt fast 30 Jahre zurück. Mit der Familie (ich der Sohn, Papa pays) über’n großen Teich und dann per Wohnmobil quer durch die USA von Küste zu Küste. Damals war alles neu, aufregend und dennoch habe ich mich in dieser fliegenden Dose alles andere als wohlgefühlt.

Beim Busfahren schaut man immerhin vorne durch die Windschutzscheibe und weiß was der Mann oder die Frau an der Kurbel gerade treibt. Fliegen war für mich der totale Kontrollverlust. Der nächste Flug nach Gran Canaria fast 10 Jahre später war – obwohl wesentlich kürzer – dann der Horror mit Ansage. Nicht das irgendwas schief gelaufen wäre. Aber wenn der Kopf nicht mitspielt … .

Es dauerte wieder fast 10 Jahre. Flughafen Manching. Eigentlich der Busbahnhof zwischen VW Wolfsburg und Audi Ingolstadt. Einer unserer Lieferanten hatte zur „Road“Show (sic!) geladen. Und im Rahmen der Veranstaltung auch Rundflugtickets verlost. Es kam wie’s kommen musste: eines war für mich bestimmt. Erfreulicherweise war ich der Größte aus der Runde, die in den kleinen Kuckuck kletterte, so dass ich das Recht des „Beifahrer“sitz‘ für mich reklamieren konnte. Das was sich das in Sachen Instrumente und Platzangebot vor mir ausbreitete erinnerte mich verdammt an den alten VW Käfer meines Patenonkels. Aber: Mehr Blick durch die Frontscheibe und auf das was der Pilot so trieb ging nicht. Die Angst war überwunden.

Angst, heißt es, haben wir vor unbekannten Dingen, Situationen. Die beste Therapie ist Information und die Entdeckung des Unbekannten.

Entsprechend waren der nächste Urlaubsflug in die Türkei, zum WordCamp Europe in Belgrad oder der Wochenendtrip nach Malinda ein Klacks. Und auch die Langstrecke nach Nairobi, die ich zwischenzeitlich schon mehr als ein halbes Dutzend mal geflogen bin ist Normalität geworden.

Und nun? Es ist nicht die Angst vor dem Flug selbst. Das ist wie immer. Auch wenn ich dieses Mal nicht mitten drin in Kairo einen Zwischenstopp habe, der die Strecke in zwei schöne gleiche Teile teilt. Heute geht es gleich auf einen Rutsch bis Amsterdam und dann weiter auf Frankfurt. Das unbekannte ist dieses Mal dieser Sch…virus der mitfliegt. Oder hoffentlich besser nicht. Es ist die Angst vor der Enge. Das zusammen gesperrt sein mit Leuten, die man nicht kennt und von denen man nicht weiß, ob und wie ordentlich sie sich in den letzten Tagen und Wochen verhalten haben.

Bis lang kann ich für mich sagen: alles richtig gemacht. Selbstisoliert seit einem halben Jahr. Nur raus, wenn Besorgungen anstanden oder der Lagerkoller drohte. Und dann Maske auf und Abstand halten. Und die verbal in die Seite boxen, die die beiden letztgenannten Maßnahmen nicht oder nur halbherzig umsetzen wollten. Kenya hat eine andere, kürze Distanz, die als Eintritt in die physische Privatsphäre gewertet wird als wir Nordeuropäer. Und dennoch war bei den meisten der Wille zu mindestens 1,5 m erkennbar. Der Rest durfte erinnert werden.

Die Angst wird sich fortsetzen, wenn ich gelandet bin. Es geht weiter mit der Bahn und was ich auf Twitter über die Covidioten mitlese, beruhigt mich kein bisschen.

Wahrscheinlich lache ich morgen Abend drüber.

Update 7.9.2020

Das Lachen ist mir zumindest auf dem Flug Amsterdam – Frankfurt etwas im Halse stecken geblieben. So prima Kenya Airways mit der Situation umgeht – nur ca. 1/3 des Fluges konnte überhaupt bebucht werden – so elend empfinde ich die Situation in Europa. Flieger rappel voll und rundum wird Corona und die damit einhergehenden Maßnahmen ignoriert oder mindestens drüber gescherzt und ad absurdum geführt. Man fühlte sich in eine Runde alter weißer Männer versetzt, die ihre billigen Witzchen reissen. Nur die Männer waren vornehmlich jung oder weiblich. Man fragt sich, wer das 3. Welt-Land ist.

Ich war froh gestern abend noch mit N95 Masken – die ich bislang nie getragen hatte – nachgerüstet zu haben.

Immerhin: ich weiß wo meine Angst hingehört. Es nicht mal der Virus selbst, sondern die Art wie manche Leute damit umgeht, die mir die Angst macht. Seit heute früh ist es eher Wut.

Warum ein Starter Theme beim PageSpeed hilft

Ok, hier in Nairobi ist „business as usual“. Also zumindest „Corona usual“. Spricht alles dafür nochmal ein WordPress Thema anzupacken. Machen wir doch da weiter, wo ich zuletzt bei der Auswahl eines Starter Themes aufgehört hatte. Nämlich, wie es sich ausgezahlt hat, genau auf dieses Pferd zu setzen. Vor allem wenn es um PageSpeed geht, hilft ein Starter Theme.

Die Kundenanforderungen

Wir brauchen eine mehrsprachige Seite, super gestyled, weil wir im künstlerischen Bereich publizieren. Das ganze muss responsive und ultraschnell sein, weil die Seite auch in langsamen, afrikanischen Mobilfunknetzen funktionieren muss. Wir sind öffentliche Hand, also bitte auch Barrierefreiheit und DSGVO beachten! Ach ja: wir gehen online am 10. Juli 2020

Sinngemässes erstes Briefing Ende Mai 2020

Aber das sind ja gleich 3 4 5 6 Wünsche auf einmal:

  • multilingual
  • barrierefrei
  • responsive
  • schnell
  • gestalterisch hochwertig
  • DSGVO konform

Ok, beschränktes Budget und kurzer Entwicklungszeitraum kommen nochmal oben drauf, passten aber bei uns durch die Tür. Aber schon im Rest ist klar erkennbar: da stecken ein paar Zielkonflikte drin. Wenn Bilder ins Spiel kommen, kann das mit „schnell“ schon mal schiefgehen. Multilingual heisst bei mir so gut wie immer Multilingual Press (MLP3) – also Multisite. Multisite kann bekanntermassen auch eher mal zum unzähmbaren und langsamen Monster geraten. BTW: die allererste Idee an der Stelle seitens des Kunden hiess: können wir ausgehend von einer rein deutschen Version die englischen und französische automatisiert aus einem Translator Plugin ausspielen? Kann man grundsätzlich, allerdings kosten auch die API-Anbindungen an Google Translate oder Deepl Geld und der Mehrwert einer echten fremdsprachigen Version ist natürlich das ordentliche SEO. Selbst wenn die Übersetzungen z.T. auf der Basis von Maschinenversionen gemacht wurden, die dann nur noch redigiert wurden. Die Qualität der Texte ist damit aber auf jeden Fall eine Stufe besser.

Die gute und die schlechte Nachricht: Agentur hilft mit

Das ist insoweit eine wirklich gute Nachricht, als das wir hier keine Gestalter sind (noch nicht). Aufbauend auf dem Hauptprojekt bekamen wir daher die Vorgaben, wie die Seiten denn auszusehen hätten übermittelt. Die schlechte Nachricht dabei: Grafikagenturen haben nur begrenzt eine Ahnung von Programmierung. Ihnen ist schlicht nicht bewusst, welche Limits einem ein Konstrukt von Header, Content, Sidebar, Footer auferlegt. Und welchen Aufwand es bedeutet, ein paar locker flockig gezogene Striche, die aus diesem Konstrukt ausbrechen, zu programmieren. Oder auch einfach nur wegzudiskutieren. Erfreulicherweise gab es jemanden am anderen (Kunden)Ende, der das Projektmanagement in der Hand hatte und als sachverständiger Filter einiges von sich aus relativierte oder Einwände unsererseits verstand. Egal wie: bis wir die ersten Zeilen Code aus einem allseits abgestimmten Entwurf ableiten konnten, war es KW26. Das Releasedatum 10.7. wo ein virtual Event stattfinden sollte war immer noch gesetzt.

Barrierefreiheit

Das Thema Barrierefreiheit war mit dem Agentur Entwurf zumindest schon mal relativiert. Versalien an fast allen Ecken und Enden, softe Farben auf denen die Schriften sicher nicht immer den passenden Kontrast finden. Dazu ein paar Sachen, die unter Usabilitygesichtspunkten nicht gerade glücklich gewählt waren. Da helfen auch keine Labels an Elementen, die man dort schlicht nicht vermutet oder denen man auf den ersten Blick eine andere Funktion unterstellt. Immerhin: das Gutenberg Starter Theme bringt auf den ersten Blick schon mal ein paar Sachen mit, die bei der Barrierefreiheit helfen, hat aber auch da noch deutlich Luft nach oben. Es wird Zeit für die erste Ableitung davon!

PageSpeed und StarterTheme schliessen Barrierefreiheit und Multilingual nicht aus. Hier hilft Juiz Lang Attribute

Ein weiteres, das ich dabei unterwegs lernen durfte: Auszeichnungen von fremdsprachigen Texten innerhalb des Contents. Klar, MLP3 setzt die korrekten Language Tags für die Website und damit für alle darin befindlichen Posts und Pages. Was aber wenn innerhalb des deutschen Contents französische Originalzitate auftauchen? Juiz Lang Attribute heisst die Lösung, mit der entsprechende hreflang Attribute entweder für einen kompletten Post oder auch inline für einzelne Elemente im Content gesetzt werden können. Inklusive entsprechendem Menüpunkt – anders als die Pluginbeschreibung nahelegt – innerhalb von Gutenberg.

Keine Pagebuilder

Ok, mal ganz abgesehen von der zunehmenden persönlichen Aversion: das Thema PageSpeed steht dem für mich klar entgegen. Immer noch eine gefühlte Wahrnehmung, aber ich arbeite am Nachweis ;-). Gutenberg sollte im vorliegenden Fall dem Kunden genügend Gestaltungsmöglichkeiten für den Content liefern und tat dies, bis auf eine Ausnahme auch. So sehr es mir wiederstrebte, aber für ein Element „IconList“ kam dann doch der komplette Kadenz Blocks da rein. Immerhin kann die ungenutzten Blocks bei Kadenz weg schalten um Benutzer nicht unnötig auf dumme Ideen zu bringen.

Schnell und responsive

Zum Glück mal eine Zielkongruenz. An der Stelle hilft es dem PageSpeed schon ungemein, ein Starter Theme einzusetzen und nicht über Child Theme Verrenkungen rein zu kommen. Alle Anpassungen laufen direkt in den Code, es müssen nicht erst Funktionen wieder aus der dequeue oder unloaded oder überfahren werden. CSS und Funktionen werden direkt in die Ausgangsbasis geschrieben. An der Stelle ein großes Dankeschön an Kirsten Schelper, die mich in SASS genötigt hat. Die Verteilung auf einzelne kleine Datei-Häppchen macht das CSS sehr gut pflegbar und logisch im Aufbau. Ein paar einfache Regeln legen den Farbraum fest (auch wenn wir unterwegs lernen mussten, dass die Prozentangaben der Agentur die Farbdichte nicht die Transparenz meinte) und der Preprozessor übersetzt alles in eine einzige CSS-Datei. Womit wir wieder beim Speed wären: so etwas lässt sich zum einen prima minifizieren und zum anderen sinkt die Zahl der Request.

Kann nur noch der Content zum Killer werden

In der Tat braucht es ein bisschen Fingerspitzengefühl um Kunden da mit ins Boot zu bekommen. Bilder müssen zumindest mal auf ein halbwegs passendes Format gestutzt werden um bei der Suche nach Geschwindigkeit nicht das Konstrukt aus der Kurve zu werfen. Texte müssen richtig strukturiert werden und Überschriften nicht nach Gestaltung sondern nach HTML-Semantik gewählt werden. Die Möglichkeiten der Fehlbedienung die Gutenberg an der Stelle bietet sind auf einer Stufe mit jedem Pagebuilder. Wenn der Kunde entscheidet H5 als erste Überschrift zusätzlich noch kursiv zu machen, dann erlaubt auch Gutenberg das. Gut das man ihn dann auf den ⓘ-Button aufmerksam machen kann, der die Gliederung aufzeigt und auf semantische Fehler hinweist.

Das Ergebnis

Die Seite ging – noch nicht in allen Belangen vollständig – am 10. Juli online. Immerhin die Desktopversion war komplett fertig gestellt, Mobil ist seit gestern vollständig und ein paar Kleinigkeiten in Sachen Barrierefreiheit kommen im Laufe dieser Woche noch dazu.

Was wir auf jeden Fall beimThema PageSpeed hilft ist das Starter Theme. Google zeigt 100 für die mobile Version, 99 für den Desktop. Auch GTmetrix liefert einen 100er PageSpeed Wert und 92 für YSlow, was wohl entweder nur mit einem anderen Server oder einem CDN zu verbessern sein dürfte. Die Zahl der Request lässt sich mit einem eigenen Theme jederzeit unter Kontrolle halten. Die Seitengröße lag am Ende bei etwas rund um 750 kB (abhängig von den Bildern, die gerade auf der Eingangsseite präsentiert werden).

Die Bilder wurden mit Imagify optimiert und in WebP Versionen übersetzt. Aus dem gleichen Haus kommt noch WP-Rocket für’s Caching dazu. Für mich das absolute Dreamteam. Cacheaufbau anhand der sitemap.xml? Oh, ich sehe Du nutzt Yoast SEO – lass uns das doch gleich mitverwenden. Ah, Du hast schon Imagify am Start – dann ist das Thema WebP dort besser aufgehoben. Solche intelligenten Dinge sind es, die mir WP-Rocket sympatisch machen.

Und nur nebenbei: mein „langsames, afrikanisches Mobilfunknetz“ kommt meistens auf stabile 50 Mbit/s Up- und Download.

Alle so schön, nicht bunt … ähmm, ruhig hier

Es kam wie’s kommen musste: mit guten Vorsätzen gestartet, mit viel Enthusiasmus die ersten Beiträge reingeklopft, irgendwann mal ein paar Sachen aus der vorproduzierten Schublade gezogen oder mit schlechtem Gewissen auf den letzten Drücker was zusammen gestöpselt … und dann ist das Bloggen mehr oder minder eingeschlafen.

War es der noch sparsamere Alltagstrott in Coronazeiten in denen nur das halbe Leben passiert und ist mir deswegen die Inspriation ausgegangen? Und überhaupt: gefühlt schien ich nicht der einzige zu sein. Mein RSS-Reader zeigte immer weniger an Beiträgen. Ohne das entschuldigen zu wollen, aber rückblickend merke ich, wie mir das hilft, wenn von außen andere mit Themen kommen und mich motivieren auch mal wieder was abzusondern.

Ein Blick in den Maschinenraum brachte dann etwas mehr Klarheit: ja, es gibt wohl noch den einen oder die andere mehr, denen es ähnlich gehen mag wie mir. Aber mindestens so viel war: meine Links die ich so sorgfältig mal gesammelt hatte, funktionierten nicht mehr so wie gedacht. Umgezogene Seiten, die Ablösung von WordPress durch Ghost, die Restrukturierung von Tags und/oder Kategorien innerhalb eines Blogs oder auch mal nicht getaggte Beiträge … alles Dinge die meine RSS-Lösung natürlich aus der Kurve werfen. Ist (für mich) nachgeschliffen. Update im Gist ist auch vorhanden.

Wie schon gesagt: Nairobi hat derzeit nicht so rasend viel berichtenswert Neues zu bieten. Also: wie wäre es mal mit einem WordPress Thema?

Gutenberg freundliches Starter Theme

Nach meinem Talk auf dem Meetup Nairobi über Gutenberg vs. Pagebuilder war ich sehr ermutigt künftige Projekte nur noch mit Gutenberg anzugehen. Und die Möglichkeiten von Gutenberg sind ja seither nur besser geworden. Zusammen mit der Strategie meiner kenianischen Firma kundenspezifische Themes preislich gegen den zusammen geworfenen Kram aus Pagebuildern auf dem deutschen Markt zu positionieren ergibt sich daraus genau die Anforderung.

Ich gestehe freimütig: bislang habe ich schon das ein oder andere Mal auf Pagebuilder zurückgegriffen. Nicht aus Liebe oder gar Überzeugung, sondern mehr aus der Notwendigkeit die gestalterischen Anforderungen von Kunden (oder deren Agenturen) mit einem überschaubaren Budget zusammen zu bringen. Die Basis für derlei waren i.d.R. Childthemes, gerne von freien, im WordPress Repo gehosteten Themes. Aber auch da gab es den ein oder anderen Sündenfall, wenn der Gestalter schon mit “ … ich hab da ein ganz tolles Theme für $49, das ich ein bisschen angepasst habe …“ vorne wegmarschierte. „… ich habe angepasst …“ hiess dann in aller Regel: ich hab im Photoshop was aufgemalt, wie es eigentlich aussehen sollte, wie du das im Code löst, ist nicht mein Problem. Wir kennen das glaube ich alle.

Vom Child zum Starter

Der nächste logische Schritt für mich war es dann nun die wie auch immer gearteten Kinder von anderen durch eigene Zöglinge zu ersetzen. Ich hab mich also auf die Suche gemacht um rauszufinden, was denn aktuell so an Starter Themes gehandelt wird.

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Video-Link: https://twitter.com/stkjj/status/1256149035532062721

Und – wie gesagt – gerne etwas, das ohne großen Deployment Foo daherkommt. Immerhin muss ich auch meine kenianischen Kollegen noch auf dem Weg mitnehmen. Und dort sind Kaufthemes und PageBuilder noch sehr viel mehr an der Tagesordnung als bei uns. Auch weil die Budgets noch schmaler sind als bei uns.

In meiner Sammlung landeten schliesslich:

Relativ schnell aus dem Rennen – ausschliesslich aufgrund meiner Anforderungen waren z.B. WPrig oder Sage. Siehe unter Deployment. Auch das lange von mir favorisierte Bones fiel letztlich meiner Faulheit mich nebenbei auch noch in SASS einzuarbeiten zum Opfer. Die Gantry Themes waren ebenfalls relativ schnell aussortiert. Ein Theme, das nicht ohne Plugin (Gantry in dem Fall) auskommt ohne vernünftig zu arbeiten erschien mir auch im Feld als zu fehleranfällig. Nicht im Sinne von Technik, aber im Umgang von Benutzern damit.

Da das ganze auch mobile-friendly sein sollte, kam der Aspekt Dateigrößen des Themes in Spiel. Über die Spannbreite von wenigen kB bis hin zu mehreren MB war ich dann zugegebenermassen doch erstaunt. Bootstrap Basic bringt z.B. stattliche 14 MB auf die Waage, während das Naked WordPress mit schlanken 76 kB daher kam. Aber der Name war da in der Tat Programm. Etwas zu naked für meine Ansprüche. Als guten Kompromiss habe ich mich dann für das Gutenberg Starter Theme von Dessign entschieden.

Was ich am Gutenberg Starter Theme mag

Es ist mit 766 kB einigermassen schlank. Dafür sind die wesentlichen Dinge, die man in einem zeitgemässen Layout sehen will soweit drin und über den Customizer ansteuerbar. Der Code ist verständlich geschrieben. Ein paar einfache Anpassungen in einem aktuellen Projekt, wie z.B. das ummodeln des Footers in einen horizontal dreigeteilten Abschnitt (mit unterschiedlichen Backgrounds) in dem jeweils Widgets unterzubringen sind, war kein großes Problem. Oder auch den Customizer um eigene Rubriken zu erweitern oder im konkreten Projekt überflüssige rauszunehmen ist keine Raketenwissenschaft.

Was mir weniger gefiel

An ein paar Stellen hätte ich mir das Theme manchmal etwas mehr „widgetized“ gewünscht. Die Abfrage von Socialmedia Links für den Footer z.B. hat da für mich, wenn überhaupt, nur dann dort etwas verloren, wenn sie über ein Menü im Widget dort hin kommt und nicht direkt über den Customizer. Auch die HTML-Struktur ist nicht immer ganz sauber. Mehrere <footer> oder <header> im Quellcode sind nicht die reine w3c Lehre, ebenso gibt es in paar Sachen, die als <div> aufgebaut sind, wo es nach meiner Meinung semantisch bessere Varianten gibt.

Aber das sind keine gravierenden Dinge, lediglich ein paar Sachen, die es im Rahmen der eigenen Entwicklung einzufangen gilt. Der nächste logische Schritt ist (wenn ich das konkrete Projekt in dem ich das Theme gerade benutze abgeschlossen ist) das in ein eigenes Repo zu überführen und die Basis, die für die spezifische Entwicklung ausgerollt wird, anzupassen.

Apropos ausrollen, also Deployment

Wie schon eingangs erwähnt wollte ich bewusst etwas haben, dass nicht vorher npm, SASS, composer und weiss ich nicht was abverlangt. Der Grund: mein Setup ist einigermassen schmal, weil es auch meinen kenianischen Kollegen leicht zu vermitteln sein muss:

  • Für die lokale Entwicklung habe ich Local im Einsatz
  • das kundenspezifische Theme oder Plugin wird über ein privates GitHub Repo verwaltet. Sehr erfreulich, dass diese vor nicht all zu langer Zeit aus der kostenpflichtigen Version losgelöst wurden und nun frei zur Verfügung stehen.
  • für die Anbindung Mac zu GitHub ist bei mir Tower zuständig – ja, sorry … ich bin halt im Tiefsten meines Herzens doch noch der Klicki-Bunti-Typ
  • der zu entwickelnde Teil (Theme oder Plugin) wird vom entsprechenden lokalen Code Ordner (Tower) in die Local Sites (Local) per Symlink eingehangen (nicht das ich das mit dem Terminal nicht könnte). Auf die Art und Weise kann ich meine Änderungen im Code sofort in der lokalen Entwicklung nachvollziehen. Hat das eine gewisse Reife erlangt, wird via Tower die Version commited, getaggt und der Push zum privaten GitHub Repo ausgelöst
  • Auf der Seite des Kunden läuft für den Bezug der aktuellen Version Andy Fragens GitHub Updater, so dass unsere Eigenentwicklungen über den normalen Updatemechanismus von WordPress eingespielt werden können.

Diese Entwicklungsumgebung ist für hiesige Verhältnisse komplex genug und dennoch immer noch leicht genug zu vermitteln. Das Thema Tower muss ich ggf. nochmal auflösen, weil die wenigsten mal eben bereit sind $69 pro Jahr in ihre Werkzeugkiste zu investieren. Ich verstehe, wenn Sie die bei mir verdiente Kohle lieber in andere, für Sie notwendigere Dinge stecken wollen. Vielleicht mache ich auch irgendwann mal ein Incentive daraus oder kalkuliere mal einen Schwung Lizenzen in ein Projektangebot ein. Zum Glück gibt’s aber auch genügend freie Alternativen. Ich hab vor einiger Zeit nach 3 oder 4 Enttäuschungen aufgehört alle durchzutesten und habe Geld auf der Problem geworfen. Mir taugt’s.

Wie heisst Euer Favorit, wenn’s an Starter Themes geht?

Schreibt mir gerne in Eure Kommentare, wenn ihr für Euch andere, vielleicht bessere Starter Themes entdeckt habt. Auch gerne warum die für Euch besser funktionieren. Oder wenn ihr sachdienliche Hinweise für die Entwicklungsumgebung habt um das weiter zu verschlanken, bin natürlich dankbar.

Leckeres Essen aus Nairobis Küchen

Irgendwie bin ich über mich selbst erstaunt, dass ich zu meinem Lieblingsthema erst jetzt was schreibe: Leckeres Essen. Und zwar typisches aus Nairobis Küchen, aus Kenia und teilweise sogar ganz Ostafrika.

Wie immer gilt: Afrika ist kein Land. Afrikanisches Essen gibt es daher nicht. Die westafrikanische Küche unterscheidet sich erheblich von dem was sich in Nairobis Küchen vorfindet. Und Nordafrika ist eher von der orientalischen als der schwarzafrikanischen Kochkunst beeinflusst. Das gilt zu einem großen Teil aber auch für Ostafrika. Entlang der Küste ist die Islamische Kultur und Küche sehr ausgeprägt. Die Arabische Halbinsel war schon immer der Umschlagplatz zwischen Europa, Afrika und Asien. Und entsprechend sind Einflüsse von hüben nach drüben gewandert. Auch die Briten als Kolonialmacht haben ihren Einfluß hinterlassen. In zweierlei Hinsicht: die eigene – nach internationalen Maßstäben nicht sehr entwickelte – Essens- und Küchenkultur. Das britische Highlight – der Tee – mit all seinen verschiedenen Tee-Zeremonien ist aber als eines der besseren Beispiele hängen geblieben. Sehr viel mehr findet sich aber die indische Küche – sowohl in Reinkultur als auch als Einfluß in Kenia wieder. Die Inder wurden von den Briten sozusagen als „Puffer“ zur einheimischen Bevölkerung installiert – wenn schon allseitige Demütigung, dann richtig! Noch heute sind einige Stadtteile Nairobis wie z.B. Parklands fest in „Muhindi“ Hand.

Die folgende Auswahl von leckeren Gerichten aus Nairobi erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das was mir nicht schmeckt, lasse ich einfach aus 😀

Tee oder Kaffee? Frühstück in Nairobi

Beides – Tee und Kaffee – wird hier direkt vor der Haustüre angebaut. Unser Wohnviertel Thindigua war bis vor wenigen Jahrzehnten noch überwiegend Kaffeeplantagen. Ein paar wenige Hektar sind zwischenzeitlich übrig geblieben. Aber nur wenige Kilometer Richtung Norden im Kiambu County ist noch reichlich davon zu finden. Noch. Der Moloch Nairobi wächst. Noch etwas weiter nordwestlich Richtung Limuru findet sich dann Tee. Tee hat auf mich absolut beruhigende Wirkung. Betrachtend, nicht getrunken. Ich glaube hier möchte ich alt werden.

Leckeres Essen aus Nairobis Küchen - hier Tee aus der Gegend um Tigoni und Limuru
Teeanbau rund um Tigoni – nur ein paar Kilometer nördlich von uns

Der typische kenianische Tee wird mit reichlich Milch aufgebrüht und gerne auch mit Ingwer angereichert. Schon wegen der Milch bleibt Kaffee mein Favorit, auch wenn ich dem Tee nicht komplett verschliesse. Insbesondere Gästen wird mindestens Tee angeboten – spätestens da ist aus Gründen der Höflichkeit kein Entkommen.

Leckeres Essen aus Nairobis Küchen: Mandazi - einer meiner ersten Selbstversuche

Dazu werden gerne Mandazi gereicht. Es gibt wohl kaum eine Kultur auf Gottes weiter Erde, die nicht irgend etwas Teigiges im heissen Fett ausgebackenes kennt. Der Twist hier: Kardamom und – vor allem an der Küste – Kokosmilch. Fluffig ausgebacken und gerne noch halbwarm ein absoluter Hochgenuss.

Alles was unter kontinentalem, englischem oder amerikanischen Frühstück bekannt ist, ist schon auch zu finden, aber eher „eingeschleppt“. Mein erstes typisch kenianisches Frühstück ist bis heute einer meiner absoluten Favoriten: Süßkartoffeln. Ja, richtig gehört. Eine gekochte Mahlzeit ist nicht unüblich und neben Arrowroots sind Sweetpotatoes die am häufigsten anzutreffenden Mahlzeiten für den Start in den Tag. Die gelben (es gibt noch ein paar mehr Sorten) Süßkartoffeln werden mit feingehakten Zwiebeln und Tomaten gekocht und ergeben eine sähmige Soße mit den Kartoffelstücken. Superlecker und nahrhaft.

Mittagessen – Lunch

Zum Glück kommen mir die hiesigen Essengewohnheiten sehr entgegen. Mittag ist eher schmal, aber ein häufig anzutreffender Snack sind Samosas. Dünne Teigtaschen – der Teig ist mit dem von Frühlingsrollen vergleichbar – gefüllt mit Hackfleisch. Wahlweise vom Rind oder vom Huhn. Oder auch vegetarisch mit div. Gemüsen. Auf jeden Fall pikant abgestimmt und mit Limone serveriert. Es lohnt sich in den verschiedenen Lokalen die Größe abzufragen um die gewünschte Anzahl besser bestimmen zu können, aber so zwei gehen eigentlich immer ;-). Und: eine der bei mir weniger gewordenen Gelegenheiten Fleisch zu mir zu nehmen.

Abendessen – Dinner

Die Hauptmahlzeit des Tages. Auch hier: es gibt Fleischiges, aber es hat trotz allem zivilisatorischem „Fortschritt“ immer noch den Status etwas besonders zu sein. Etwas das es nicht jeden Tag gibt. Im Schnitt komme ich auf eine Fleischmahlzeit pro Woche. Wobei: die gekochten Mengen bei uns allgemein so angelegt sind, dass wir da mehr als einmal was von haben. Bei einmal die Woche zähle ich also Töpfe, nicht Teller ;-). Meine wiederkehrenden Favoriten: Pilaw und Githeri. Ersteres aufgrund der Gewürze eher der Küste zuzuordnen, letzteres ganz klar Kikuyu Küche des Berglands.

Pilaw ist ein gewürzter Reis mit reichlich Gemüsen. Die Würzmischung Pilaw Masala enthält Zimt, Nelken, Karamom, Lorbeer, Koridander, Kreuzkümmel und schwarzer Pfeffer. Viel mehr Orient geht eigentlich kaum. Und in der Luxusvariante kann auch Fleisch oder Fisch nach Gusto mitgekocht werden.

Leckeres Essen aus Nairobis Küchen: Pilaw - Reis und Gemüse mit reichlich orientalischen Gewürzen

Githeri ist ein Eintopf auf der Grundlage von (weissem, jungen) Mais und Erbsen oder Bohnen. Ansonsten wird regional und saisonal dazu gemixt, was Feld und Garten gerade zu bieten haben: Karotten, Sellerie, Kartoffeln, Kürbis – besonders Butternut (Moschus Kürbis), Zucchini, Kohl, etc. etc. Auch hier: für die Carnivoren sind Fleischeinlagen – Hack oder Gulaschwürfel – erlaubt. Unverzichtbar und für mich bis dato ein Sakrileg in der Küche: ohne Maggiwürfel geht nichts! So ganz vegan ist’s dann damit eher nicht ;-).

Leckeres Essen aus Nairobis Küchen: Githeri, ein klassischer Eintopf aus dem Mount Kenya Bergland

Und wer jetzt nach Ugali fragt: siehe oben unter „was ich weglasse“. Ja, das findet sich schon auch bei uns auf dem Tisch. Aber ehrlich gesagt rangiert das für mich unter „optimal geschmacksneutral“.

Auswärts Essen in Nairobi

Ok, der Teil ist gerade etwas schwierig in Zeiten von Corona. Auch wenn die ersten Restaurants unter strengen Auflagen wieder geöffnet sind. Grundsätzlich findet sich aber so ziemlich jede internationale Küche irgendwo in Nairobi wieder. Aber wenn es „Wanjiku“ – das ist die Kenianische Version des deutschen Michels, aber eben weiblich – mit Freunden, Kollegen oder Familie ins Restaurant zieht, dann gerne zum Nyama Choma. Gegrilltes in Hülle und Fülle, meist Ziege, Lamm oder Rind, eher seltener Schwein. Auf den Grill kommt, was das Tier hergibt und Fleisch ohne Knochen kann nach landläufiger Meinung nicht schmackhaft sein. Das eher trocken gebraten Fleisch wird vor dem Servieren in mund- und handliche Stücke gehackt. Dazu gibt es traditionell Mukimo – ein Kartoffelstampf der mit div. Blättern grün gefärbt und mit dem unverzichtbaren Mais und Erbsen gemischt wird – sowie Kachumbari einem Tomatensalat mir reichlich Zwiebeln und frischem Koriander – oder Dhania wie er hier genannt wird.

Leckeres Essen aus Nairobis Küchen: Nyama Choma mit Mukimo

Ohne Auto geht in Nairobi nichts

… zumindest für Muzungus. Matatu hin, Boda her, … um von A nach B zu kommen, ist es beinahe unerlässlich ein eigenes Auto in Nairobi zu haben und sich sicher bewegen zu können.

Ein Mietwagen (Limousine, untere Mittelklasse) ist ab ca. 3000 KES pro Tag zu bekommen, die ersten 4 x 4 (X-Trail, RAV4, …) starten bei ca. 5000 KES und gehen hoch bis zu 20.000 KES für eine Landcruiser Prado V8. Selbst mit Verhandlungsgeschick, längerer Mietdauer über einen Monat hinaus ist kaum etwas unterhalb von 2500 KES/Tag zu machen. Das wären auf ein komplettes Jahr gerechnet rund 900.000 KES. Der kenianische Gebrauchtwagenmarkt lebt von Importen. Und die sind – auch dank Einfuhrzöllen recht teuer. Selbst dann ist für dieses Budget sogar schon ein 4 x 4 drin.

Für deutlich weniger – 500.000 bis 750.000 – sind kompakte Limousinen oder Hatchbacks zu bekommen. Wer nicht auf die einschlägige Toyotamania zielt kann mit „exotischeren“ Herstellern einiges an Geld sparen. Exotisch heisst in meinem Fall: Peugeot. Obwohl schon seit ewigen Zeiten auch in Kenya im Straßenbild – sogar z.T. lokal produziert, wissen die wenigsten etwas mit der Marke anzufangen. Vorteil für Europäer, die identische Modelle zu Hause vorfinden und sogar die einschlägigen Gebrauchtchecks dagegen fahren können.

Auto in Nairobi kaufen – ein paar Grundregeln

  • Für jedes Auto in Nairobi gibt es mehr als einen Verkäufer – und die Angaben unterscheiden sich von Verkäufer zu Verkäufer erheblich, was Laufleistung, Baujahr, Ausstattung und vor allem Preis angeht. Jeder versucht bei einem Fahrzeugverkauf für sich selbst ein paar tausend Shilling gut zu machen und sei es als Vermittler
  • Angaben wie „immaculate …, clean …, mint condition“ sind i.d.R. keinen Schuß Pulver wert. Die meisten Kisten – insbesonderen höherwertige – sind meist ordentlich runtergerockt und bei einigen Verschleissstellen fragt man sich ersthaft, wie man das hinbekommen kann
  • Auch „lady-driven“, „muhindi-“ oder „muzungu-owned“ sind meist Lockvögel um den Preis vorteilhaft für den Verkäufer zu gestalten. Insgesamt gibt es keine allzugroße Kultur die teuer erworbenen Autos instand zu halten.
  • Das Nummernschild ist stets einem Fahrzeug zugeordnet. D.h. so lange Versicherungsschutz dafür besteht, kann es von jedem (auch vom Händler) beliebig bewegt werden. Was z.T. erhebliche Veränderung zwischen Anzeigenfotos und Besichtigungszustand erklärt.
  • Probefahrten starten oftmals an der Tankstelle, weil die Tanks trocken wie Martinis sind. Bessere Verkäufer investieren 200 – 500 KES in eine Tankfüllung, aber oft genug wird das dem potentiellen Käufer abverlangt

Der eigenen kleine Löwe

Für einen 2010er Peugeot 207 1.6 Turbo 120 PS, Automatik, 5 Türer in gutem Allgemeinzustand und nicht einmal 90.000 km auf dem Tacho fiel ein Kaufpreis von etwas mehr als 500.000 KES  (ca. 4500 €) an. Das ist sogar im Verhältnis zu deutschen Angeboten ein mehr als fairer Preis. Selbst in .de werden vergleichbare Fahrzeuge in dieser Größenordnung gehandelt. Auf kenianische Verhältnisse umgerechnet – hier wird etwa das 1,5- bis 2-fache an Preisen verlangt – ist es ein echtes Schnäppchen. Was sich gleich im  obligatorischen Wertgutachten für die Fahrzeugversicherung niederschlägt: das Auto wurde auf 800.000 KES geschätzt. Nur geringfügig übertrieben, weil die Versicherung an hohen Beiträgen, die in Prozent vom Wert berechnet werden interessiert ist. Aber auch für andere Peugeots 207, die ich mir angesehen und probegefahren hatte wurden durch die Bank 750.000 KES plus aufgerufen.

Nach dem Kauf des Autos

Durchaus üblich – und daher auf den Kaufpreis aufzuschlagen: die erste Inspektion sollte unmittelbar nach dem Kauf getätigt werden. Fahrzeuge werden fast grundsätzlich „as-is“ verkauft und oft mit dem Hinweis das nichts noch vorher geschönt worden sei. Im Rahmen dieser ersten Inspektion habe ich gleich – siehe oben unter persönlicher Sicherheit – die Fenster tönen lassen. Auch das eine nicht unwesentliche Maßnahme um nicht gleich als vitales Ziel erkannt zu werden. Anders als bei uns üblich umfasst das „window tinting“ nicht nur die hinteren Scheiben ab B-Säule, sondern auch die Seitenscheiben auf Fahrer- und Beifahrerseite und sogar die Frontscheibe. Auch wenn man dort freiwillig die „light“ Variante wählt (was längst nicht jeder tut, weil: erlaubt ist auch stockduster!) ist dennoch von außen nicht mehr wahrnehmbar wer oder wieviele Personen sich im Auto befinden.

Eine weitere Modifikation die oftmals ansteht: auch die Franzosen gelangen (wegen der Rechtslenkung) oft genug via Japan nach Kenya. Die dortigen Radios arbeiten in einem anderen Frequenzbereich und so braucht es für die japanischen Radios einen „Expander“ um die in Kenya üblichen Radiofrequenzen alle empfangen zu können. Oder gleich ein neues Radio.

Europa vs. Japan – die kleinen Unterschiede

Keine großen Modifikation dagegen erfährt das Layout des kleinen Franzosen. Die europäische Anordnung von Blinker und Wischerhebel bleibt unverändert – anders als bei den meisten Japanern, die konsequent den Blinkerhebel auf die äußere Seite verlegen – egal ob links oder rechts gesteuert. Und sogar der Zugang zum Sicherungskasten findet sich an gewohnter Stelle links im Armaturenbrett. Sogar die Einstellmöglichkeiten des links Sitzes (eigentlich des Fahrers) bleiben erhalten und der RHD-Fahrer hat das Nachsehen, seinen Sitz nicht in der Höhe verstellen zu können.

Unser Auto in Nairobi: der Peugeot hat ein unverändertes Instrumentenlayout auch als Rechtslenker
Der Peugeot hat ein unverändertes Instrumentenlayout auch als Rechtslenker, Wischer links, Blinker rechts …
Unser Auto in Nairobi: sogar die Sicherungskiste und die Motorhaubenentriegelung sitzen nach wie vor auf der linken Seite
… und sogar die Sicherungskiste und die Motorhaubenentriegelung sitzen nach wie vor auf der linken Seite.

Die aktuelle Situation: es braucht ein neues Auto für Nairobi

Nach einem Jahr Nutzung sind die Grenzen unseres kleinen Franzosen aber schon deutlich sichtbar geworden. Die Straßen in Thindigua sind nicht asphaltiert und nach jedem Regenguss sind die Schlaglöcher eine Nummer tiefer ausgefahren. Entsprechend waren nach rund 12.000 km Jahresfahrleistung erstmal neue Stoßdämpfer vorn zusätzlich zur normalen Inspektion fällig.

Allrad braucht es in der Stadt nicht wirklich zwingend, aber Bodenfreiheit ist Trumpf. Und mit Blick auf ein paar anstehende Besuche auf’m Dorf macht dann doch wieder auch ein SUV Sinn. In ländlichen Regionen verschiebt sich allzuoft die Straßendefinition „Sand-Wasser-Gebunden“ schon mal in Richtung Wasser, also zäher, klebriger Schlamm. Die Suche nach einem Auto für Nairobi hat auf’s neue begonnen. Wieder bevorzugtes Suchterrain: europäische (exotische) Hersteller.

Stay tuned …

Stay at Home ist in Nairobi nicht für jeden eine Möglichkeit

Ich bin mir die letzten Tage und Wochen sehr bewusst worden, wie priviligiert ich bin. Stay at Home war für mich noch nie ein wirkliches mentales Problem. Warum sollte es nun in Nairobi zu Coronazeiten eines werden? Und mein Job ist prädestiniert für HomeOffice. Schon immer war in meinem Wohnungen ein Arbeitsplatz fest eingebaut und spätestens mit der Selbstständigkeit (seit mehr als 20 Jahren, wie mir zwischendurch mal selbst bewusst wurde) gab es ein festinstalliertes Büro mit allem PiPaPo. Das meine Freundin als Unternehmens- und Politikberaterin in einer ähnlich luxuriösen Situation ist und wir damit sogar zwei Einkommen verfügen lässt uns einigermassen beruhigt schlafen.

Richtig bewusst wurde mir das nochmal als einer meiner Kunden und Freunde (sogar mit eigener Afrikaerfahrung) nachfragte:

Hi Stefan,
stimmt das, was hier berichtet wird?
https://bnn.de/nachrichten/politik/wegen-corona-lockdown-hungern-in-afrika-millionen-menschen

Um ehrlich zu sein: es fällt mir schwer die Situation in Südafrika, Sambia, Simbabwe, Mosambik und Angola zu beurteilen. Ehrlich gesagt kann ich nicht mal wirklich beurteilen, was im restlichen Land passiert. Schon gar nicht nach dem die landesweite Ausgangssperre von 19:00 bis 5:00 Uhr erweitert wurde. Das Stadtgebiet Nairobi sowie der Küstenstreifen rund um Mombasa (die beiden am meisten betroffen Gebiete) sind zwischenzeitlich von der Außenwelt abgeschottet. Innerhalb der Stadtgrenze gibt es über Tag weitgehende Bewegungsfreiheit, auch wenn darum gebeten wird sich auf die eigenen Nachbarschaft zu beschränken. Aber rein vom oder raus ins Umland ist erstmal nicht um die Ausbreitung einzudämmen.

Stay at Home in Nairobi muss man sich leisten können

Was ich bestätigen kann ist, dass es auch Einheimische gibt, die ähnlich wie wir komfortabel von zu Hause arbeiten können. Was ich leider ebenso bestätigen kann: es gibt auch das extreme Gegenteil. Wie auch bei uns gibt es die notwendigen Arbeitskräfte, die wenig Auswahl haben: Krankenhaus- und Pflegepersonal, Supermarktkräfte und die unvermeidlichen Sicherheitskräfte. Und sehr viel extremer wird es bei sehr vielen „informellen“ Unternehmen. Die Klein- und Kleinstbetriebe die auf die täglichen Umsätze angewiesen sind. Die BodaBoda (Mopedtaxi) Guys, die Mama Mboga, die auf der Straße Obst und Gemüse verkauft leben alle sprichwörtlich von der Hand in den Mund.

Kenianer sind tief in ihrem Inneren aber sehr solidarische Menschen. Es ist komplett üblich und normal im Familienkreis (und der reicht manchmal sehr weit) sich gegenseitig finanziell zu unterstützen. Gerade in Krisensituation von Krankheit und Tod öffnen sich die Herzen und die Portemonnaies. Aber gegenseitige Hilfe endet nicht mit Verwandtschaftsverhältnissen. Auch den weniger priviligierten kommt dieser Tage Hilfe zu teil.

Hilfe zum Stay at Home

In Kibera gab es bereits Verteilaktionen von Lebensmitteln. Die Spanne reicht dabei von wirklich anonymen Wohltätern, die keinen großen Bohei um ihre Sach- oder Geldspenden machen bis hin zu profilneurotischen Politikern. Der Stadtgouverneur von Nairobi – ein verurteilter Drogendealer, notorischer Blender und Möchtegern Gangster-Rapper – z.B. entblödete sich nicht seinen Hilfspaketen ein paar kleine Fläschchen Brandy beizufügen, weil „die WHO Alkohol zur Desinfektion empfiehlt“.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=WubzbrkBF0E
Stay at Home dank Hilfslieferung inklusive "throat sanitizer"
„Throat sanitizer“ inklusive

Andere stellen sicher, dass auf verteilten Hilfslieferungen ihr Konterfei prangt – auch wenn Sie herzlich wenig zum Zustandkommen dieser Lieferung beigetragen haben, sondern diese z.B. von Unternehmen geleistet wurden.

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Video-Link: https://twitter.com/GovernorKahiga/status/1247871284798775296?s=20

Spass Ende!

Das mag noch zur Erheiterung in ernsten Zeiten beitragen. Die meisten wissen auch einzuschätzen, dass es neben der Hilfe auch um Wahrnehmung mit Blick auf die in zwei Jahren anstehenden Wahlen geht. Der Spaß endete aber mit einer äußert unrühmlichen Aktion, die dem Vizepräsidenten der Republik zugeschrieben wird (der danach aber eilig um ein Dementi bemüht war). Die Verteilung von Hilfsgütern lief komplett aus dem Ruder und endete im Chaos, samt Verletzten. Gut gemeint, aber nicht gut gemacht.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=xwSx-XdW4yQ

Die offizielle Reaktion darauf, neben Knüppeln und Tränengas zur Wiedererlangung der Kontrolle war eine zentrale Regierungsinstitution, wo Hilfe eingesammelt werden soll. Mit der üblichen sehr unklaren Lage, wer dann wirklich profitiert. Die Maßnahmen zur wirtschaftlichen Abmilderung der Krise (Steuersenkungen z. B. -2 % Punkte Mwst) kommen bei den kleinen Leuten kaum bis gar nicht an. Die leben normalerweise von z.T. weniger als 2 €/Tag. Da machen die ein, zwei Sh weniger aufs Ugali (Maismehl) kaum einen Unterschied. Und Einkommenssteuer haben die vorher schon keine gezahlt.

Hilfe die wirklich ankommt

Ein weiterer Aspekt, der bei allem Wohlwollen mit der Bereitstellung von Reis, Mehl, Ugali, Zucker und Öl gerne übersehen wird: den Empfängern wird die Möglichkeit genommen, sich die Dinge zu beschaffen, die sie wirklich brauchen. Medikamente habe ich auf keiner Verteilliste gesehen. Von der Entwürdigung bei den Verteilstationen (z.T. ohne „social distiancing“) anzustehen mal ganz zu schweigen.

Schwer beeindruckt hat mich daher Jerotich Seii. Eine Aktivistin, die bislang durch Aktionen rund um Kenya Power und deren undurchsichtige Stromabrechnung aufgefallen ist. Erfreulicherweise sehe ich auch nicht, das die Regierung dieses Engagement – entgegen der offiziellen Linie – irgendwie unterbindet:

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Video-Link: https://youtu.be/x_jTb1P4rSQ

Die 2000 Sh. die da i.d.R. an eine Familie ausgegeben wird, hält diese knapp 2 Wochen am Laufen. Wenn noch ein paar spärliche Einnahmen in der Familie selbst dazukommen auch länger. Eine einfache und effektive Hilfe, die einmal mehr die Notwendigkeit eines Bedingungslosen Grundeinkommens aufzeigt.

Und was wäre wenn ihr auch helft?

So, jetzt kommt etwas, was ich in meinem (doch recht lange und einigermassen bunten und erfüllten) Leben noch nicht oft gemacht habe: ich frage Euch nach Geld. Nicht für mich. Aber genau für diese oben beschriebenen kleinen Leute in Kenia. Oder um es mit dem Gouverneur von New York zu sagen: „None of us had done enought. We haven’t … because it’s not over“:

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Video-Link: https://twitter.com/i/status/1251211092463845377

Was hilft es die Menschen vor Corona zu isolieren, wenn sie anschliessend aufgrund dieser Isolation verhungern. 2000 Shilling sind umgerechnet nicht mal 20 €. Auch in engen Zeiten wie diesen für die meisten von uns immer noch „Kleingeld“. Einmal Gasthaus zum Goldenen M mit der Freundin weniger. Oder eine Tankfüllung vom Motorrad, das im Moment besser eh nicht bewegt werden sollte um im Fall der (Un)Fälle kein Intensivbett zu belegen oder (Bayern) nicht mal mehr bewegt werden darf.

Damit nun dieses „Kleingeld“ nicht durch Transferkosten aufgefressen wird, biete ich an, meine vorhandene Infrastruktur um Geld von Deutschland nach Kenia zu bekommen nutzbar zu machen. Ich verwende seit einiger Zeit sehr erfolgreich Transferwise um ein Konto in verschiedenen Währungen führen zu können. Und aus der Erfahrung kann ich guten Gewissens sagen, dass selbst der „langsame“ und preisgünstige Weg samt Banküberweisung noch nie länger als einen Arbeitstag gebraucht hat. Also: wenn ihr Herzen und Portemonnaies öffnen wollt, überweist bitte einen Betrag eurer Wahl auf mein privates Konto:

Das geht seit gestern alles sehr viel einfacher, weil es dank tatkräftiger Unterstützung von iPay und SlashDotLabs eine Spendenseite gibt:

https://humanitykenya.co.ke

Neben den div. mobilen Zahlungsmöglichkeiten könnt ihr dort auch direkt mit Eurer Kreditkarte arbeiten und ww. direkt in KES oder USD die Umsätze auslösen.

Wie gesagt: ich stelle Euch frei, welchen Betrag ihr überweisen wollt. Die erwähnten 20 € würde zumindest einer Familie weiterhelfen. Aber es steht Euch komplett frei auch weniger zu spenden. Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist. Und ebenso dürft ihr auch sehr gerne mehr einzahlen. Ich werde meinerseits die anfallenden Gebühren tragen, so dass sichergestellt ist, das wirklich jeder von Euch gespendete Euro auch tatsächlich in Kenia ankommt. Eingehende Beträge werden transparent gemacht, aus Datenschutzgründen ohne Namensnennung der Spender, lediglich die Einzelsummen werde ich listen – ihr findet Euch dann sicher wieder ;-). Das gesammelte Geld geht dann komplett an Jerotich Seii, die ihrerseits den Kontakt zu den betroffenen Familien sehr viel besser als ich hat und für eine ordentliche Verteilung sorgt.


Updates

Verdammt seid ihr schnell. Und großzügig. Ganz herzliches Dankeschön!

BuchungsdatumBetrag
21.4.2020100 €
21.4.202050 €
Summe150 €

Ab hier bin aus der direkten Berichterstattung raus. Die aktuellen Zahlungseingänge (gesamt) werden aber von Jerotich Seii auf ihrem Twitter Account regelmässig veröffentlicht. Auf jeden Fall schon mal an die bisherigen Spender auf diesem Wege:

Nairobi Nationalpark? Direkt vor Haustüre!

Direkt am Stadtrand liegt der Nairobi Nationalpark. Auch wenn aktuell der Besuch eher weniger auf der Agenda ist. Und weil ich festgestellt habe, dass ich ein bisschen im Hintertreffen bin, was meine Blogbeitragslieferungen angeht.

Bedingt durch die Größe (oder eben eher Nicht-Größe) findet sich im Nairobi Nationalpark bis auf Elefanten so ziemlich alles, was die Großwildnatur hier hergibt:

Wichtig: früh – also wirklich früh! – aufstehen ist Pflicht. Zum einen um dem Verkehr zu entgehen. Zum anderen, und vor allem, weil sehr viel wichtiger: auch das Viehzeugs ist eher in den Morgenstunden unterwegs. Die Chance etwas zu sehen ist einfach größer.

Eintrittspreise für den Nairobi Nationalpark

Der Eintritt für Non-Residents (sprich: Touristen) ist mit $ 43 etwa 10-mal so teuer wie für Einheimische, aber dennoch jederzeit sein Geld wert. Kreditkartenzahlung ist möglich, aber auch das ansonsten weitverbreitete M-PESA wird angenommen. Die Skyline im Hintergrund zusammen mit den wilden Tieren macht darüberhinaus den besonderen Reiz des Nairobi Nationalpark aus.

Auch wenn grundsätzlich jeder PKW für die Strecken innerhalb des Nairobi Nationalpart zulässig ist, an ein paar Stellen wünscht man sich doch ein allradgetriebenes Fahrzeug. Teile der Strecke – insbesondere unmittelbar hinter der Einfahrt – sind zwar asphaltiert, aber überwiegend ist man auf Pisten unterwegs. Ein 4×4 verursacht beim Parkeintritt keine Extrakosten, lediglich die höheren Kosten für ein Mietfahrzeug sind zu berücksichtigen.

Was gibt’s zu sehen?

Bei unserem Besuch Mitte November 2018 war uns das Glück einigermassen hold. Die „Big 5“ sind zwar noch nicht alle abgearbeitet. Aber immerhin gab es eine gigantisch große Herde von Büffeln – geschätzt sicher um die 200 Tiere – zu sehen. Etwas kleiner fiel die Zebra Herde aus. Mehrere Giraffen waren meist von der Ferne zu sehen, bis fast am Schluß eine unmittelbar vor uns den Weg kreuzte. Dazu gleich in der Früh ein paar Nashörner, die die asphaltierte Straße für sich in Anspruch nahm und sich nach der Kühle des frühen Morgens dort erstmal aufwärmte. Dazu etliche Varianten von Gazellen, Rhesusaffen, verschiedenste Vögel sowie eine Schildkröte – ebenso auf dem Asphalt sonnend wie die Nashörner. Was uns leider versagt blieb waren Gepard und Flusspferd.

Corona in Nairobi

Nein, wir sprechen nicht über das Bier. Und eigentlich auch nicht nur über Corona in Nairobi, sondern über die komplette Situation in Kenia. Auch wenn das im Moment im wesentlichen die Ballungszentren Nairobi und Mombasa mit dem anhängenden Küstenstreifen betrifft.

Freitag, der 13.

Seitdem ist der erste Coronafall in Kenia bekannt. Eine Dame aus Kenia, die aus den USA via London mit dem Flieger heimkehrte. Zwischenzeitlich sind 2 weitere, bestätigte Fälle dazu gekommen. Insgesamt 20 sind unter Verdacht. Die Reaktion der Regierung kam recht zügig: Grenzen dicht für Einreisende aus Risikogebieten, Empfehlung (!) zu social distancing und Händewaschen, Selbst-Quarantäne für Heimkehrer aus Risikogebieten, Ausbildung für Krankenhauspersonal, Hotline für die Meldung von Coronafällen.

Das kam wie gesagt schnell, ist – wie wir wissen – aber erst ein Anfang. Erst recht, wenn man sich die Umsetzung ansieht:

  • Zu Hause bleiben ist für die meisten nicht. Zum Teil aus wirtschaftlicher Notwendigkeit – nicht wenige leben von Zahltag zu Zahltag und bei einigen ist der täglich. Zu einem anderen Teil aufgrund fehlender Remote-Work Infrastuktur – da sind kenianische Unternehmenskulturen in einigen Bereichen keinen Deut besser oder schlechter als in Deutschland. Und zu einem ebenfalls nicht zu unterschätzenden Teil auch aus Ignoranz
  • Die Kinder sind zwar nicht in der Schule, sind aber weiterhin draussen und in Horden. Nichts gewonnen.
  • Menschenansammlungen werden auch durch mangelhafte Kommunikation nicht wirklich vermieden. Beispiel gefällig? Ich war gestern beim Immigration Department. Lange Schlange voller Non-Kenians aus allen Kulturkreisen. Die die, wie ich eine Verlängerung des Visums beantragen wollten, wurden vom Wachpersonal nach Hause geschickt. Begründung: es werden derzeit keine Verlängerungen ausgestellt, ggf. illegaler Aufenthalt wird geduldet. Dennoch stehst Du da erstmal ’ne halbe Stunde in der Herde und hast ggf. Corona-Party.
  • Händewaschen gehört in Kenia an sich schon zu jeder Mahlzeit dazu. Das Thema bisher ist zwar „food safety“, aber den Switch nun das wegen Corona in Nairobi schon vor das Essen in das Betreten des Restaurants zu tun bekommen nicht alle hin.
  • Das Krankenhauspersonal im Umgang mit Corona trainiert wird, nachdem der erste Fall da ist, muss man eindeutig als komplett blauäugig bezeichnen. Das ist schon fast die gleiche Liga wie die weit und gerne verbreitete Annahme, dass „schwarzes“ Blut gegen Corona immun sei.

Die Konsequenzen

Entsprechend unvorbereitet sind die Krankenhäuser in der Tat. Mein Fast-Schwägerin war gestern auf Abenteuerreise in gleich zwei Bezirkskrankenhäusern. Beide verfügten über keine Test- oder Quarantänemöglichkeiten. Beim zweiten wurde immerhin eine allgemeine Untersuchung vorgenommen (und Corona ohne Test erstmal ausgeschlossen) und Medikation verschrieben. Die Hotline ist wahlweise unbesetzt, überlastet oder gibt wenig verlässliche Auskünfte.

Immerhin untersagte der County Governor von Mombasa relativ strikt die üblichen Ansammlungen und schloß konsequent Bars, Restaurants und Diskotheken. Ebenso fallen die Flüge von Kenia Airways nach Malindi ersatzlos aus. Dazu sollte man wissen, das größere Teil der Küstenregion fest in italienischer Hand sind. Sowohl was die Besucher als auch die Hotel- und Restaurantbesitzer angeht. Und wenig überraschend sind auch die beiden Coronafälle auf den benachbarten Seychellen zwei italienische Touristen.

Nebenwirkungen von Corona in Nairobi?

Nun, zum einen die üblichen, wie auf der restlichen Welt auch: Hamsterkäufe von Klopapier. Ich habe die aktuellen Erkenntnisse deutscher Virologen gelesen, die davon berichten, dass 30 % der erkannten Fälle mit minderschwerem Verlauf auch von Durchfall betroffen sind. Ich bezweifele allerdings, das diese Erkenntnis sich gleich dermassen im Kaufverhalten niederschlägt oder niederschlagen muss.

Schon über’s Wochenende wurde DCI – das „Directorate of Criminal Investigations“ – in Kenia tätig um einen, der Fakenews verbreitete, zu verhaften.

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Video-Link: https://twitter.com/DCI_Kenya/status/1239271995860307968

Mit solchen Verhaftungen geht auch immer ordentlich Social Media Geklingel einher (was der Unschuldsvermutung nicht immer wirklich zuträglich ist). Man konnte schon den Eindruck gewinnen, dass es in dem Fall darum ging möglichst schnell und recht dramatisch eine Präzedenzfall zu schaffen um solches Treiben von Anfang an zu unterbinden. Ein paar Ungereimheiten in der Berichterstattung liessen sogar den Schluß zu, dass die komplette Nummer inszeniert gewesen sein könnte um „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht“ herbei zu führen.

Um die finanzielle Situation einiger Familien und kleinerer Unternehmen zu entspannen, aber auch um Bargeld (als potentiellen Krankheitsüberträger) aus dem Spiel zu nehmen wurden die Transaktionsgrenzen auf M-PESA hochgedreht.

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Video-Link: https://twitter.com/SafaricomPLC/status/1239522331590098947
SMS Werbung für "Softloan" als Corona Überbrückung

Die ersten Angebote für Kurzzeitüberziehungskredite trudeln zwischenzeitlich per SMS auf meinem Handy ein. Nichts kann in Kenia so schlimm sein, als dass sich nicht noch ein Geschäft daraus generieren lässt.

Ich warte noch auf die Corona Parties. Es wird sie geben. Ich bin mir sicher. Intelligenz ist wie sich gerade weltweit zeigt keine Frage von Alter, Herkunft, Hautfarbe oder Religion.

Die Situation für mich als Deutscher?

Zunächst einmal bin ich ganz fröhlich mit der Kommunikation, die das Auswärtige Amt und die Botschaft in Nairobi betreiben. Über die ELEFAND Liste tauchen im Moment im Tagesrhythmus Statusupdates zu Corona in Nairobi in meiner Mailbox auf. Via Twitter gibt’s sogar noch weitere Aktualisierungen.

Die Anweisung möglichst fix nach Hause zu reisen und sogar der Einsatz von Sonderfliegern erscheint mir – Stand heute, nur für mich betrachtet – aber übertrieben. Warum sollte ich mich von einem derzeit sehr moderat betroffenen Land in ein komplett runtergefahrenes Deutschland begeben? Selbst-Quarantäne hab ich hier eh schon. Unser Homeoffice ist ausreichend gut ausgestattet um alle anfallenden Arbeiten erledigen zu können und am Wochenende haben wir die Lebensmittelbestände für die nächsten 14 Tage hochgefahren. Interessanterweise schaut dann so ein Einkaufswagen immer noch recht normal aus.

Die Einschätzung könnte sich unter den oben beschriebenen Umständen aber recht schnell ändern. Meine persönliche, komplett unwissenschaftliche Vorhersage geht von einer 3-stelligen Fallzahl bis zum Ende der Woche aus. Aber ich bin weit davon entfernt in Panik zu verfallen, wie z.B. die, die auf Twitter gerade weltweit sinngemäß „Frauen und Kinder zu erst in die Rettungsboote, Deutsche bitte noch zuvor“ krakelen. Einmal mehr fremdschämen für die eigenen Landsleute.

Update 23.3.2020

Die Zahl der Corona Fälle ist zwischenzeitlich bei 15 angekommen. Alle davon sind nach offiziellen Angaben von außen eingeschleppt worden, sprich: es gibt derzeit noch keinen positiven Fall einer Ansteckung innerhalb des Landes. Insoweit bin ich sehr froh, das meine Einschätzung von 3-stellig schon mal falsch lag. Damit das so bleibt sind zwischenzeitlich ein paar verschärfte Maßnahmen in Kraft getreten:

  • Jeder, der zwischenzeitlich noch ins Land reingekommen ist, steht unter Quarantäne, die auch recht rigoros von den Polizeibehörden überwacht und sanktioniert wird.
  • Ab Mittwoch 24:00 Uhr werden die Internationalen Flughäfen dann ganz dicht gemacht. Deutsche Touristen in Kenia werden über das Rettungsprogramm der Bundesregierung via Mombasa bis dahin noch ausgeflogen. Zum stolzen Preis von 800 € á Person. Plus ein Ticket von Nairobi nach Mombasa. Dafür dass ich mit Leuten in einer Maschine hocke, die ggf. in den Bettenburgen selbst was ausgefasst haben und um anschliessend im Seuchengebiet anzukommen? Danke, aber: Nein, danke!
  • Bars und Kirchen sind ab sofort geschlossen. D.h. das vergangene Wochenende wurde erstmal ungenutzt verstreichen gelassen. Der Freitag entsprechend noch zum gemeinsamen Bechern und der Sonntag zum kollektiven Ablass genutzt.
  • Die Matatus sind angewiesen social distancing durch freie Plätze sicherzustellen. Und in der Tat waren heute die Nissan-Kleinbusse, die normalerweise 14 Leute (inkl. Fahrer und Schaffner) transportieren durchgängig mit „nur“ 8 Fahrgästen besetzt.

Ich bin zwischenzeitlich erstmal auf der einwanderungsrechtlich sicheren Seite. Seit heute prangt der Verlängerungsstempel für weitere 90 Tage legaler Aufenthalt in meinem Reisepass. Bis zum 1.6. kann ich mir relativ entspannt anschauen, wie sich die Lage sowohl in Kenia als auch Deutschland entwickelt und darauf reagieren. Und noch entspannter, wenn der Flugbetrieb wieder halbwegs auf normal ankommen sollte.

Mit M-PESA bargeldlos in Nairobi zahlen

Zugegeben: nicht vollständig bargeldlos, aber es geht doch schon sehr weit. Im zivilisierten Europa immer wieder mal über die Abschaffung von Bargeld diskutiert. Im „Entwicklungsland“ oder manchmal auch großzügig westlich „Schwellenland“ Kenia ist man da sehr viel weiter. M-PESA macht’s möglich in Nairobi bargeldlos zu zahlen.

Wir sprechen hier nicht über Cashkarten, die deutsche Banken wie Sauerbier anpreisen. Auch nicht über die gängigen Visa oder MasterCard Kreditkarten. Wobei das hier zumeist Debit-, also auf Guthabenbasis geführte, Karten sind. Auch wenn der gute Name in Hotels, größeren Supermärkten oder an Tankstellen akzeptiert ist: Das eigentliche technische Wunder Kenias heisst „M-PESA“ und kommt vom Nummer 1 Mobilfunk Provider Safaricom. Da Safaricom nur einer von vielen Mobilfunkprovidern ist, gibt es natürlich entsprechende Ableger bei anderen TelCos. Und auch einige Banken, denen natürlich etliches an Geschäft an der Nase vorbei geht, unterhalten entsprechende Dienste. Wir beschränken uns mal auf den Quasistandard. Und das ist M-PESA.

Was ist M-PESA?

Das „M“ steht für „mobile“ und „PESA“ ist schlicht das Swahili-Wort für „Geld“. Dieses „mobile Geld“ wird in der Tat auf dem Handy aufbewahrt. Unterstützt ist dabei jedes Gerät, das USSD unterstützt. Vereinfacht gesagt sind das Kurzwahlen, eingeleitet von der „*“-Taste, abgeschlossen mit der „#“-Taste. Unsereiner mag damit mal in Kontakt gekommen sein, als es darum ging die Mobilfunk-Mailbox mit allen möglichen Settings auszustatten. In Kenia ist das sehr viel mehr. Hinter solchen USSD-Codes verbergen sich z.T. sehr komplexe Anwendungen. Sei es für Farmer, die darüber die aktuelle Wettervorhersage oder Aussaatempfehlungen bekommen oder eben auch: M-PESA.

Der Vorteil des Systems liegt auf der Hand: Nicht jeder verfügt über ein Smartphone. Ein einfaches sog. Featurephone ist preislich immer noch günstiger als ein Androidgerät (von iPhones ganz zu schweigen), deutlich robuster und kommt mit einer Akkuladung sehr viel weiter. Ein sehr schwerwiegender Vorteil gerade in ländlicher Umgebung. Strom kommt nicht immer aus dem Netz. Z.T. sind ganze Dörfer (dezentral – jedes Haus für sich) solarbetrieben. Oder die Netzversorgung bricht mal wieder zusammen. Die Abkürzung des heimischen Stromanbieters KPLC – Kenya Power & Lighting Co. – wird oft genug auch spöttisch mit „Kenyans please light candles“ übersetzt.

Zurück zum Geld.

Oder eben eher wie man mit M-PESA in Nairobi bargeldlos zahlen kann. Zunächst: wie kommt Geld auf’s Handy. In den allermeisten Fällen über sog. M-PESA Agents. Die gibt es an so ziemlich jeder Straßenecke. M-PESA Agent zu sein, bietet ein nettes, kleines Zubrot für Kioskbetreiber, Shopinhaber, …. Diese Agents sind alle mit einer eindeutigen 5- oder 6-stelligen Nummer ausgestattet. Mit Bargeld – geht doch nicht ganz ohne am Anfang – und der ID (Personalausweis oder Reisepass) wird das Geld beim Agent eingezahlt, der dieses dann umgehend auf die Mobilfunknummer des Einzahlers sendet. Natürlich unter Einbehaltung von ein paar Shilling Transaktionskosten, die sich Safaricom und der Agent aufteilen. Kleinvieh macht eben auch Mist.

So wie man Geld einzahlen kann, so ist der Agent auch „Bankomat“. Wer vor Ort Geld an die Nummer des Agents gesendet, bekommt man das Geld (wieder unter Abzug von ein paar Gebühren) cash ausgezahlt. Ein bisschen Kleingeld hier und da ist nach wie vor hilfreich. Apropos Bankomat: auch an allen ATM kann man Geld von M-PESA abheben. Entgegen der oben verlinkten Liste mit den Rates nach meiner Erfahrung i.d.R. kostenlos. Möglicherweise zahlt der Betreiber des ATMs, also die Bank diese Gebühr. Soll mir recht sein!

Und wo kann ich das Geld ausgeben?

Wirklich überall! Nicht nur die Agents nehmen die eingehenden Transaktionen gerne entgegen. Der einfachste Fall von Geldtransfer ist von Telefonnummer zu Telefonnummer. Mit ein paar Gebühren versteht sich. Safaricom hat es sehr gut verstanden das System zur Cash-Cow zu entwickeln. Nur die kleinen Transaktionen sind gebührenfrei, was aber in einer Volkswirtschaft, die zu einem großen Teil aus Micro-Businesses besteht ein erheblicher Faktor ist um solches Kleingewerbe am Laufen zu halten.

Sehr viel komfortabler wird es in Geschäften, die regelmässig solche Transaktionen erwarten und daher den Kunden eine sog. Till-No. anbieten. Manchmal umfasst eine solche Nummer ein komplettes Geschäft, manchmal eine Filiale, manchmal nur eine einzelne Registrierkasse im Supermarkt. Egal wie: auf dieser Nummer kommt das Geld an. Mehr noch als mit Kreditkarten werden darüber Tankrechnungen, die Zeche im Café oder Restaurant, der Einkauf im Supermarkt, eigentlich alles bezahlt. Vorteil der Till-No.: die Transaktionen sind zumeist für den Kunden kostenfrei. Die Gebühren übernimmt der Verkäufer. Damit wird dann auch „Lipa na M-PESA“ – zahle mit mobilem Geld – die Bezahlung der Tasse Kaffee interessant.

Damit ihr mal ’ne Idee bekommt wie das aussieht:

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Video-Link: https://youtu.be/Ew1WB-tvGCc

Die nächsten Schritte in Richtung bargeldlos

M-PESA lässt sich natürlich auch mit jedem kenianischen Bankkonto verknüpfen. Damit wird dann Geld direkt vom Konto in das Telefon-Portemonnaie transferiert. Und für die Kenianer in der Diaspora (also außerhalb Kenias), die fleissig Geld an die Zuhause Gebliebenen schicken gibt es ebenfalls Dienste. PayPal ist längst eingestiegen, WorldRemit war mein erster Anlaufpunkt um vom deutschen Bankkonto Geld auf’s Handy zu bekommen. Zwischenzeitlich bin ich bei TransferWise angekommen, das die mit Abstand besten Konditionen bietet.

Nicht nur im wahren Offlineleben lassen sich mit M-PESA Waren und Dienstleistungen erwerben, sondern auch im kenianischen eCommerce gehört die Anbindung zum guten Ton. Entsprechend wenig überraschend gibt es deshalb auch gleich ein paar M-PESA Plugins für WooCommerce.

Gibt es Schwächen im System?

Ja, leider. Wo immer Geld im Spiel ist, gibt es auch welche, die versuchen sich zu bereichern. Ein üblicher Ansatz: jemand gibt mit fingierten SMS vor Geld an mich (fälschlicherweise) transferiert zu haben und hätte das natürlich nun gerne zurück. Klarer Fall von Phishing.

Ein anderer unerwünschter Nebeneffekt: meine Telefonnummer ist durch’s Bezahlen beim Ladenbesitzer bekannt. Was dieser gerne für die nächste Promotion SMS nutzt. Opt-In? Double-Opt-In? Gibt’s nicht. Man darf froh sein, wenn ein Opt-Out angeboten wird. Auch Safaricom selbst bekleckert sich was solche WerbeSMS angeht nicht gerade mit Ruhm. Weniger mit den eigenen Promotionen. Vielmehr nutzt Safaricom die Daten auch für den Weiterverkauf z.B. an Wettanbieter.

Fast zu vernachlässigen: M-PESA hat Limits, die im täglichen Zahlungsverkehr aber kaum eine Rolle spielen. Z.B.

  • mehr als 100.000 KES sind in einem Account nicht vorgesehen.
  • eine Transaktion darf höchstens 70.000 KES betragen
  • oder maximal 140.000 KES pro Tag, wenn es mehrere Transaktionen sind.

Die Zukunft heisst Finanzdienstleister

Safaricom hat bereits einige Produkte rund um und neben M-PESA etabliert oder angekündigt, die das System zu einem vollwertigen Finanzdienstleister werden lassen. Schon heute ist es sehr einfach möglich einen Überziehungskredit namens „Fuliza“ zu bekommen.

Durchaus übliches Szenario: morgens zwischen 4 und 6 wird der Minikredit von der Mama in Anspruch genommen um damit auf dem Obst, Gemüse und Brot für den eigenen Stand oder Kiosk zu kaufen. Nach Tagesabschluß in der Kasse wird der Kredit am Abend zurückgezahlt und die (hoffentlich verbliebene) Differenz ernährt die kleine Familie.

Angekündigt ist auch schon ein Tagesgeldkonto namens „Mali“ welches größere, nicht sofort benötigte Gelder von M-PESA aufnimmt und sogar recht anständig verzinst (angekündigt sind durchaus marktübliche 8 – 10 % p.a.).

Insgesamt ist FinTech eines der heissen Themen im kenianischen Markt. Eigentlich in ganz Afrika. Mobiltelefone sind nahezu universell verfügbar. Die Netzinfrastruktur ist relativ gut entwickelt – auch hier wird gerade die 5G Einführung diskutiert. USSD ist ein extrem niedrigschwelliger Einstieg zum und für den Kunden. Und dazu ein hoher Bedarf an Geld. Inzwischen sind einige Anbieter auf dem Markt, die in Deutschland als Wucherer zum Tempel rausgejagt würden. Z.T. werden abenteuerliche 180 % Zinsen p.a. von solchen „Finanzdienstleistern“ für Mobile Loans verlangt und leider auch gezahlt. Liquidität geht manchmal vor Rentabilität. Vor allem, wenn erstere knapp ist.